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Prof. Ralph Buchner
Co-Kreation mit dem U-Prozess
Co-Kreativität, Future Skills, Herzwahrnehmung, Komplexität, Systembewusstsein, Transformatives Lernen, U-Prozess, von der Zukunft her denken

Der U-Prozess ist eine Methode für die co-kreative Lösung von komplexen Problemen in Teams, die Otto Scharmer am MIT entwickelt hat. Sie kommt ursprünglich aus dem Bereich der Organisationsentwicklung und wurde in dem hier vorgestellten Entwurf für das Bildungssystem, insbesondere für den Einsatz in der Lehre adaptiert. Sie eignet sich für Projektkurse, in denen es um komplexe Fragestellungen geht, oder z.B. in der Gremienarbeit an Hochschulen. Generell eignet sie sich für die Entwicklung von Innovationsvorhaben. Der U-Prozess hat viele Parallelen mit dem Design-Thinking-Prozess, doch er ist in mancherlei Hinsicht besser, weil die Teilnehmenden dabei an die tieferen Quellen ihrer Kreativität geführt werden.

Mit der Methode »U-Prozess«, kann ein Team Systembewusstsein erlangen, indem es ein komplexes Problem bzw. ein System nicht nur durch den rationalen Verstand erfasst, sondern auch transrational erspürt, mit Herzwahrnehmung und Bauchgefühl. Das Team spürt in das System hinein und gibt dann dem, was sich dort zeigt, eine Form. Anstatt ein komplexes System von außen mit dem rationalen Verstand zu betrachten, sieht man beim U-Prozess, wie es von innen aussieht und spürt, wie es sich anfühlt. In diesem Sinn nutzt das Verfahren unser Ganzkörperdenken und arbeitet damit ganzheitlich.

Teams können die Kraft der Achtsamkeit für systemische Transformation nutzen, deshalb ist es eine Methode für transformative Kreativität.
Sie enthält Elemente von Achtsamkeit, Rollenspiel und Aufstellungsarbeit. Eine Besonderheit ist, dass ein Team nach Durchlaufen des Prozesses meist viel Energie verspürt, die Lösung(en) umzusetzen.

Ein Team von bis zu 5 Personen wird von eine/m/r Prozessbegleiter/in durch 7 Stationen geführt, welche als Begriffe in Form eines großen U auf dem Boden liegen. Die Stationen sind: Herunterladen, Hinsehen, Hinspüren, Gegenwärtigen, Kristallisieren, Prototyping/Erproben und Lösung/Umsetzen. Der/die Prozessbegleiter/in triggert das Team an jeder Station mit spezifischen Fragestellungen, wobei am Anfang der rationale Verstand angesprochen wird, danach die Herzwahrnehmung, dann das Bauchgefühl an der Basis des U, um schließlich auf der rechten Seite des U’s am Ende wieder bei  rational nachvollziehbaren Lösungen zu landen. Grafik_U-Prozess

Beispiele für geeignete Fragestellungen, wo der Prozess zu erfolgreichen Lösungen geführt hat:

In einem BWL–Kurs für modernes Projektmanagement:
Was ist die Herausforderung bei der energetischen Sanierung in privaten Bestandshäusern? (damit diese erfolgreich ist).

In einem Kurs über nachhaltige Stadtentwicklung:
Wie können wir Frauen, die sich nachts auf dem Heimweg unsicher fühlen, mehr Sicherheit geben?

In einem Kurs zum Thema Social Entrepreneurship:
Wie können wir erreichen, dass mehr Blut gespendet wird?

In einem BWL-Kurs zum Thema »Wirtschaft neu denken«:
Von welchen Themen müssen wir uns in der BWL verabschieden, und welche Themen müssen wir in die BWL aufnehmen, um positiv in die Zukunft wirken zu können?

In der Gremienarbeit einer Hochschul-Stabsabteilung:
Wie können wir das Format »Innovations-Kolloquium« weiterentwickeln?

Meine Frage in der Veranstaltung »Blind Date« auf der TURN-Conference war, wie man die Methode skalieren könnte, um sie mehr im Bildungsbereich zu etablieren.

Vorschläge der Teilnehmer:innen waren:

  • Mitspieler:innen suchen (an der eigenen HS und in HSs in der Nähe).
  • Eine Deutschlandtour machen, »Theorie-U-Rundreise«.
  • anknüpfen an schon bestehende Strukturen (QM, Systemakkreditierung, dghd-Gruppe gründen, AG).
  • eine U-Prozess-Webseite aufbauen mit eigenem Angebot, andere zu beraten.
  • ein Train the Trainer-Programm für Hochschullehrer:innen zur Theory-U erarbeiten.

Entwurfmuster U-Prozess:

Buchner_Entwurfsmuster_U-Prozess

Grafik_U-Prozess