Einordnung: Eine Vielzahl der Tagungsbeiträge hat sich mit kollaborativen Arbeitsaufträgen beschäftigt. Dabei wurde mir wieder deutlich, dass diese meist gleichermaßen eine kritische Anforderung als auch einen Schlüssel zur Lösung von Problemen darstellen (für Lehrende in der Entwicklung und Begleitung, für Studierende in der Durchführung). Insbesondere inspiriert durch die Keynotes habe ich über mein hochschuldidaktisches Workshop-Konzept zur Entwicklung von Kollaborativen Aufgabendesigns nochmals nachgedacht und möchte es gern in ein Entwurfsmuster übersetzen. Ziel für mich ist es, eine gute Balance zwischen der Blackbox Gruppenarbeit (Kontingenz) auf der einen und dem, was wir aus der Lehr-Lernforschung über kollaborative und kooperative Arbeitsformen auf der anderen Seite wissen (Evidenz) zu finden. Wie können Kontingenz und Komplexität wahr- und ernstgenommen werden und dennoch gute Ansatzpunkte identifiziert werden, die Lehrende gut für bewusst gestaltete kollaborative Arbeitsaufträge nutzen können? Mit Einstein gesagt geht es darum die didaktische Anleitung so einfach wie möglich zu machen, aber nicht einfacher.
Kollaboratives Arbeiten stellt eine vielversprechende Möglichkeit dar, um Lehre zu transformieren. Zwar gibt es Evidenz für die Wirksamkeit dieser Lernform (vgl. Schneider et al. 2015: 41), die Entwicklung geeigneter Arbeitsaufträge ist jedoch anspruchsvoll. Reis (2023: 129) macht zudem auf die „starke Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit“ aufmerksam, die sich v.a. darin zeige, dass Studierende Gruppenarbeiten eher ablehnend gegenüberstehen und nicht automatisch durch diese motiviert werden. Erschwerend kommt hinzu, dass die Begriffe der Kollaboration und Kooperation diffus und teilweise sogar synonym verwendet werden. Studierenden mangelt es an den Voraussetzungen für die Durchführung gelingender Zusammenarbeit. Die Anforderungen an das Aufgabendesign sind folglich immens, da es nicht nur um die Formulierung geeigneter Ziele, sondern um eine passende Anleitung und Begleitung von Prozessen – Arbeits-, Gruppen- und auch individuellen Lernprozessen – geht.
Das hier vorgestellte Entwurfsmuster möchte Lehrende zu bewusst-reflektierten Entscheidungen bei der Entwicklung sinnvoller kollaborativer Aufgabendesigns anregen. Ein Blick in die Blackbox Gruppenarbeit wird mit Hilfe des Akronyms HABIT gewagt. HABIT fasst dabei fünf Faktoren, die zur Gestaltung kollaborativer Arbeitsaufträge besonders relevant sind, in den Blick:
Das große Spektrum an Möglichkeiten für Kollaboratives Arbeiten in unterschiedlichen Disziplinen mit ihren jeweiligen Rahmenbedingungen kann so ausbuchstabiert werden und eine Varianz an Umsetzungen entstehen.
Literatur: