Problematisch an der gegenwärtigen Hochschulbildung ist, dass die vorhandene Modulierung eine Reflexion über Studieninhalte als Handlungsleitgaben hemmt. Für eine interdisziplinäre Beschäftigung mit Gesellschaftsproblemen ist ein allgemeines kritisches Sprach-bewusstsein insofern erforderlich, als Gesellschaft eine kulturelle Tatsache (vgl. Westerkamp, 2020, S. 73) ist. Alltagsprobleme sind oft intersektional, sodass deren hermeneutische Reichweite Einzelperspektiven nicht erfassen können. Der Terminus Transsubjektivität (vgl. Krope et al., 2021) wird vorgeschlagen, um in interdisziplinären Veranstaltungen Methoden und Verfahren aus empirischen, hermeneutischen und kritischen Wissenschaften zusammenzuführen.
Ein rationaler Umgang mit Gesellschaftsfragen ist durch kritisches Denken bedingt. Der Beitrag plädiert daher für eine konstruktive Diskussionskultur, deren theoretische Grundlage eine pragmatische Sprachkritik nach Kamlah & Lorenzen (1969) bildet. Der methodische Drei-Schritt könnte (1) die konstruktive Entwicklung einer bedeutungsinvarianten gemeinsamen Sprache (s. hierzu Kamlah & Lorenzen, 1973), (2) Dialog- (vgl. Lorenz, 2015) und Diskursregeln (Habermas, 1995) und (3) die lebensweltliche Rückbindung (vgl. Lorenz, 2008) sein.
Das didaktische Ziel ist eine kritische Kompetenzentwicklung. Ferner soll am „erworbenen Wissen Reflexion geübt und verfeinert sowie intellektuelle Eigenständigkeit und methodische Handlungsfähigkeit erlangt werden.“ (Wissenschaftsrat, 2022, S. 20). Seminare dieser Art bestünden aus einer Einführung in Wissenschaftstheorie und Logik, fachlichen Inhalten und Projektarbeiten mit Gesellschaftsbezug.