Hochschulen verstehen sich oft qua Amt als Hüterinnen von Offenheit und Diskurs. Demokratische Werte sind ihnen bis tief in die Organisationsstruktur eingeschrieben, basierend auf einem Wertekanon von Gleichheit, Gleichberechtigung, Neutralität und Teilhabe. Auch die Hochschule Rhein-Waal positioniert sich entsprechend. Als eine der internationalsten Hochschulen Deutschlands muss sie sich jedoch im besonderen Maße mit Fragestellungen der Teilhabe und Diversitätssensibilität beschäftigen, um allen Mitgliedern akademisches Leben und hochschulpolitische Willensbildung zu ermöglichen. Die Hochschule kann damit als „Reallabor“ für Institutionen verstanden werden, die einer Zunahme an Internationalität und Diversität gegenüberstehen oder diese anstreben.
Um Internationalität an einem Hochschulstandort leben zu können, bedarf es ständiger Aushandlungen bezüglich der Pluralität akademischer Kulturen, der Entwicklung von Diversitätssensibilität sowie der Förderung von Sprach- und Kritikkompetenz aller Gruppen. Themen wie Teilhabemöglichkeiten, unsichtbare Exklusionsprozesse oder Studienerfolg müssen dazu wiederholt fokussiert und kontinuierlich neu justiert werden. Im Symposium wollen wir aus der Perspektive der HSRW diese (Selbst-)Erwartungen und Herausforderungen reflektieren.
Vortrag 1 thematisiert die Herausforderungen und Angebote zur Integration internationaler Studierenden entlang des Student-Life-Cycles. Vortrag 2 nimmt sich der interkulturellen Kompetenz als Lernziel an und beschreibt konkrete Ansätze zu ihrer Vermittlung. Der Mantelbeitrag zeichnet dann die konkrete Situation der Hochschule in den unterschiedlichen Handlungsfeldern von operativ, didaktisch bis rechtlich nach. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Ansätzen zur Stärkung aller Beteiligten zum nachhaltigen, diversitätssensiblen Handeln in globalen sowie lokalen Kontexten.
Die Hochschule Rhein-Waal zählt zu den internationalsten Hochschulen Deutschlands. Mit einem Anteil an Bildungsausländer*innen von mehr als 50 % strebt sie kontinuierlich die Integration und Enkulturation von mehr als 3.500 ausländischen Studierenden in das deutsche Bildungssystem an. Die Gewinnung internationaler Studierender markiert dabei den Startpunkt eines mehrjährigen Integrationsprozesses, aus dem sich vielschichtige Herausforderungen aber auch Chancen für Studium und Lehre ergeben. Der Vortrag widmet sich darum der Frage, wie Hochschulen über den Student-Life-Cycle hinweg die Integration internationaler Studierender und damit einhergehend ihren Studienerfolg fördern können.
Der Vortrag gliedert sich in zwei Teile. Zunächst wird ein Überblick über den derzeitigen Stand der Integration internationaler Studierender gegeben. Dazu werden Befragungsdaten (Zweitsemester-, Studierenden-, Absolventen- und Abbrecherbefragungen) über den Student-Life-Cycle hinweg zusammengefasst. Der Schwerpunkt liegt dabei insbesondere auf den Herausforderungen internationaler Studierender zu Beginn ihres Studiums, da die Studieneingangsphase den Grundbaustein für ein erfolgreiches Studium legt. Die Analyse fokussiert unter anderem die Lebenssituation, Erwartungshaltung und Zufriedenheit internationaler Studierender.
Im zweiten Teil des Vortrags werden praktische Maßnahmen und Strukturen besprochen, mit denen die Hochschule den Herausforderungen internationaler Studierender seit über 10 Jahren begegnet. Die Umsetzung einzelner Maßnahmen (z.B. Zweisprachigkeit im Verwaltungswesen, Unterhalt eines Welcome Centres, Residence Permit Support in Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde) werden hierfür an die aktuellen Befragungsergebnisse gekoppelt. Sich daraus ergebende Möglichkeiten und Lösungsansätze für Hochschulstruktur, Studium und Lehre werden dabei ganz praktisch beleuchtet.
Ein Ort wie die Hochschule Rhein-Waal bringt viele Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen und mit diversen Lebenshintergründen zusammen. Dies führt jedoch nicht automatisch zu einem wirklichen Miteinander, bei dem Austausch und gegenseitiges Verständnis entstehen. Dieser Vortrag wird sich darum mit der Fragestellung auseinandersetzen, wie Lehre sowohl die individuelle als auch die kollektive Entwicklung von interkultureller und Diversitätskompetenz positiv unterstützen kann. Immerhin sollten die Ziele einer demokratischen Institution eine für Diversität und Pluralität offene Kultur, sowie ein Klima wertschätzender Kommunikation sein.
Praxisnah widmet sich der Vortrag dem Seminar „Cross-Cultural Management and Creativity“. Dieses wurde als Pflichtmodul in den Curricula aller Studiengänge, in der am stärksten durch internationale Diversität geprägten Fakultät, verankert. Das Ziel des Seminars ist dabei das Schaffen interkultureller Lernbegegnungen, in denen zu Fragen der Diversität voneinander und miteinander gelernt werden kann. Neben dem Aufbau von Wissen steht vor allen Dingen das Kreieren und gemeinsame Eintauchen der Studierenden in tatsächliche Erfahrungsräume im Vordergrund. Die Lernerfahrungen werden dabei anschließend eng mit Hilfe von Feedback- und Reflektionsschleifen begleitet. Achtsamkeitsbasierte Ansätze bilden somit ein wichtiges Fundament der Veranstaltungen. Unter anderem werden neurosystemische Methoden eingesetzt, um Lernprozesse sowohl auf bewusster als auch unbewusster Ebene anzustoßen und nachhaltig zu verankern. In dem Vortrag werden konkrete didaktische Bausteine exemplarisch herausgegriffen, mit deren Hilfe Kompetenzentwicklung auf unterschiedlichen Ebenen unterstützt und ganzheitliches Lernen gefördert werden kann.