Die Digitalisierung der Hochschullehre ebnet den Weg für die Entwicklung neuer Lehr-Lernformate und Mobilitätsoptionen im internationalen Kontext. Sie bietet Studierenden, Lehrenden und Hochschulen (HSen) die Chance, neue Partnerschaften aufzubauen und gemeinsam den globalen Herausforderungen unserer Zeit entgegenzutreten. Um dies zu erreichen, müssen digitale Werkzeuge und Methoden didaktisch-methodologisch sinnvoll genutzt werden, damit Lehr-Lernszenarien interkulturell, interaktiv und kollaborativ ausgerichtet werden können. Ein dahingehend vielversprechendes Lehrformat ist Virtual Exchange (VE) (O’Dowd, 2018). VE ermöglicht Studierenden und Lehrenden den Erwerb digitaler, interkultureller und kollaborativer Kompetenzen (Jager et al., 2021) und besitzt das Potential ökologisch-nachhaltiger, krisenresilienter und chancengerechter zu sein.
Für das Gelingen der einzelnen Lehr-Lernangebote ebenso wie für die institutionelle Etablierung von VE als Internationalisierungskomponente im Curriculum ist das Zusammenwirken aller Beteiligten von Bedeutung. Im Symposium werden die unterschiedlichen Perspektiven von Lehrenden, Koordinierenden und Studierenden explizit gemacht, die bei der Entwicklung, Implementierung, Durchführung und Evaluation von VEs vor jeweils unterschiedlichen Herausforderungen stehen. Zur besseren Veranschaulichung wird der gesamte Verlauf von VEs als stakeholderspezifische “Journey” dargestellt (weitere Infos hierzu in den Einzelvorträgen).
Nach einer thematischen Einleitung durch den DAAD präsentieren Koordinator*innen, Lehrende und Studierende die Herausforderungen, Erfahrungen und Learnings aus ihren VE-Projekten. In der darauffolgenden Reflexion, die durch den Einsatz eines geeigneten Visualisierungs- und Kollaborationstools begleitet wird (z.B. Miro, Mentimeter), werden zielgerichtet Synergien, Widersprüche und Strategien identifiziert, die die Implementierung und Durchführung von VE fördern.
Studierende gestalten die Welt von morgen, daher wird es immer wichtiger, dass Studierende gemeinsam mit Peers aus anderen Ländern und Kulturen zusammenarbeiten und interkulturelle Kompetenzen entwickeln. Studierende können dadurch die Sichtweise der anderen kennenlernen und produktiv nutzen – eine essenzielle Fähigkeit für die Zusammenarbeit in internationalen Teams. Der Aufbau interkultureller Kompetenzen und Problemlösefähigkeiten wird somit zur Voraussetzung für ein gemeinsames globales Handeln. VE stellt ein vielversprechendes Format dar, welches bei entsprechender Didaktisierung und professioneller Begleitung durch die Lehrenden, den Studierenden wichtige kollaborative, interkulturelle und digitale Kompetenzen vermittelt. Angepasst auf die Zielgruppen (BA/ MA/ PhD) und die Kompetenzziele muss das Lehrangebot alle Teamentwicklungsphasen der Studierenden im Blick behalten und sich auf ihrer individuellen Journey unterstützen – vom ersten Kennenlernen hin zur technologiegestützten Zusammenarbeit in international gemischten Teams und über unterschiedliche Zeitzonen hinweg.
Beispielfragen, die im Rahmen des von Studierenden vorgetragenen Einzelvortrags beantwortet werden sollen, sind z.B.: Welche Partizipationsmöglichkeiten wünschen sich Studierende bei der Ausgestaltung von VEs? Welche Fähigkeiten und Kompetenzen benötigen Studierende (Stichwort Employability), die durch VE besonders vermittelt werden können? Welche Rolle sollen Lehrende im Rahmen von virtuellen Austauschszenarien einnehmen (Leiter vs. Begleiter)?
Virtual Exchange bietet Lehrenden eine niedrigschwellige Möglichkeit, Internationalisierungskomponenten in den eigenen Lehrplan zu integrieren und Studierenden damit neue Perspektiven der Internationlisation@home zu eröffnen. Gleichzeitig entstehen durch die Anbahnung von VEs auch bei Lehrenden Berührungspunkte mit internationalen Partnern, wodurch sie ihr Karriereportfolio, ihre Sprachkompetenzen, interkulturelle Kompetenzen sowie das eigene Netzwerk – auch in der Verknüpfung von Forschung und Lehre – erweitern. Hochschullehrende begeben sich auf ihrer spezifischen Journey durch die verschiedenen Phasen “Entwicklung, Durchführung und Evaluation”. Dabei stehen sie vor einer Vielzahl von Herausforderungen, u.a. die vertrauensvolle Etablierung neuer Partnerschaften, die gemeinsame Konzeption des Lehr-Lernszenarios unter Einbezug unterschiedlicher kultureller Perspektiven, die Auswahl der passenden technologischen Unterstützung, die Förderung studentischer Zusammenarbeit über verschiedene Zeitzonen hinweg, die gemeinsame Evaluation der Lehrveranstaltung und viele mehr.
Beispielfragen, die im Rahmen des von Lehrenden vorgetragenen Einzelvortrags beantwortet werden sollen, sind z.B.: Welchen Herausforderungen bei Entwicklung, Durchführung und Evaluation von VEs begegnen Lehrende? Welche Lösungsansätze existieren? Fehlt den Lehrenden Wissen/Kompetenzen und welche Weiterbildungen sind hier notwendig? Wie können Studierende, wie Koordinator*innen bei der VE-Lehrenden-Journey unterstützen?
Koordinator*innen von Virtual Exchange Programmen stellen den administrativen Rahmen zur standortübergreifenden Lehrentwicklung bereit, in dem auch die Internationalisierung der Fachbereiche und der gesamten Hochschule vorangetrieben wird. Sie sind eine wichtige Anlaufstelle bei der Beratung von Lehrenden und Studierenden bei Fragen des international-digitalen Austauschs. In den VE-Projekten übernehmen sie die Koordination (und ggf. das instructional design der Szenarien) entlang der drei Phasen “Entwicklung, curriculare Verankerung und Transfer auf andere Fachbereiche” und sind hierbei als Schnittstelle zwischen Lehrenden, Hochs-Management und weiteren relevanten Abteilungen wie dem E-Learning Zentrum oder dem Rechenzentrum. Damit nehmen sie als Innovatorinnen eine besondere Rolle bei der Verankerung von Virtual Exchange als Baustein der digitalen Internationalisierung der Hochschulen und ihrer Partnernetzwerke ein.
Beispielfragen, die im Rahmen des von Koordinator*innen vorgetragenen Einzelvortrags beantwortet werden sollen, sind z.B.: Welche rechtlichen Rahmenbedingungen sind bei VEs zu beachten (u.a. Frage nach Einschreibung/Studiengebühren ausländischer Studierenden sowie u.U. datenschutzrechtliche Themen)? Wie motiviert man Lehrende und Studierende VEs durchzuführen/an VEs teilzunehmen? Wie können vertrauensvolle internationale Kooperationen aufgebaut und langfristig gepflegt werden? Wie können innovative Konzepte skaliert werden? Welche change management Aspekte gilt es auf Ebene der Studiengangsentwicklung zu beachten?